25. August 2007

Linz/Österreich-Nachtrag

Kasachische Arzt mit zwei Krankenschwestern


Ich hab ja letztes mal geschrieben das es ein bisschen länger dauern kann bis ich wieder einen Eintrag schreibe. Und das ist auch eingetreten.


Also, am Sonntag, den 5. August verlasse ich Almaty. Zuerst gehts in die angrenzenden Berge zum Medeo-Eislaufstadion und in Almaties Schigebiet am Shymbulak. Nach tausenden Kilometern Ebene ist der gebirgige Suedosten Kasachstans eine willkommene Abwechslung. Ich fahre bis auf 2400 m hoch und genieße die Aussicht. Am Nachmittag gehts dann weiter Richtung Norden. Die nächsten drei Tage verbringe ich damit den den östlichen Teil des Landes zu erforschen. Das ich mich hier schon knapp an der chinesischen Grenze befinde sei nur nebenbei erwähnt. Hier gibt es einige schöne Seen und endlich auch Zeltplätze die nicht mitten in der Steppe sind sondern irgendwo am Waldrand mit kleinen Bächen in der Nähe. Nachdem ich immer weiter Richtung Norden komme und sich die Landschaft wieder in die Bekannte Steppenwelt verwandelt beschließe ich umzukehren um mich im Gebiet um Almaty noch ein wenig genauer umzusehen. Am Mittwoch Nachmittag erreiche ich Taldy Khorgan. Ca. 250 km nördlich von Almaty. Ich esse eine Kleinigkeit, kaufe Vorräte und fahre weiter um mir einen Platz zum zelten zu suchen. Da ich zwei Tage zuvor schon in der Gegend war und einen wunderbaren Zeltplatz gefunden hatte, den ich auch im GPS eingespeichert hatte entscheide ich mich diesen Platz nochmals aufzusuchen. Das GPS Gerät zählt die Kilometer herunter. Noch 8,7,6 km bis zum Ziel.Ich bin schon ein wenig müde und freue mich auf einen gemütlichen Abend. 500m, 400m...450m, 500m. Die Zahlen werden wieder größer. Ich habe den Waldweg verpasst der mich zu meinem Ziel führen soll. Ich werde langsamer und möchte auf der Landstraße umkehren. Ich schaue zurück und beginne mit dem Wendemanöver indem ich nach links abbiege....Ich höre ein Hupen, quietschende Reifen, ein Auto trifft auf etwas anderes. Ich fühle wie ich den Kontakt zum Motorrad verliere. Ich werde ganz leicht und drehe mich scheinbar schwerelos in der Luft. Den Aufprall am Asphalt spüre ich kaum. Ich denke nichts. Zu wenig Zeit. Oder doch. Und wenn dann beschränken sich die Gedanken auf ein Wort. Scheiße. Ich liege auf der Straße und versuche aufzustehen. Mein linkes Bein will nicht so recht. Der Fuss fühlt sich seltsam an. Als wäre er eingeschlafen. Er bleibt beim Heben des Beins einfach am Boden. Die Schmerzen sind nicht so schlimm, noch nicht. Ich bleibe liegen. Um mich herum breitet sich Hektik aus. Menschen telefonieren mit Handys. Ich verstehe natürlich nichts. Nach kurzer Zeit höre ich Sirenen. Die Polizei leitet den Verkehr um mich herum. Wenig später trifft ein Rettungswagen ein. Ein Fahrer, ein Arzt. Der Arzt öffnet meinen Stiefel. Jetzt kommen die Schmerzen. Der Fahrer des Rettungswagens wendet sich ab und verschwindet. Ich sehe zu meinem Fuss und verstehe die Schmerzen. Der Fuss ist aus dem Gelenk gesprungen und ist soweit zur Seite und nach hinten verschoben, dass eine etwa 10 cm lange Wunde entstanden ist die einen Einblick auf den sonst so gut verborgenen Bewegungsapparat des Sprunggelenks bietet. Der Arzt spritzt mir Schmerzmittel und schient das Bein, ausserdem bindet er es mit einem Gürtel ab. Ich bitte einen Passanten mir meinen Tankrucksack mitzugeben, in dem sich die wichtsten Dokumente und Wertsachen befinden. Meinen Pass nimmt ein Polizist in Verwahrung. Ich werde in das Rettungsauto geschoben. Der Arzt setzt sich nach vorne zum Fahrer, ich liege alleine hinten. Der Patientenraum ist bis auf ein Paar Schienen und einem Arztkoffer leer. Nach etwa 15 min erreichen wir das Krankenhaus. Röntgen. Behandlungsraum. Ein stirnrunzelnder Arzt begutachtet meine Röntgenbilder. Die Schmerzmittel halten noch an und so spüre ich nicht viel. Ich höre einen Arzt das Wort Novocain sagen. Ich bekomme eine Spritze und werde aufgefordert zu zählen. adin, twa, tre, tschetere...im nächsten Moment wird die Verletztung verbunden. Die Stellung des Fusses ist auf wundersame Weise wieder so wie sie eingentlich gehört. Sogar die Wunde ist vernäht. Ich sehe auf die Uhr. Mir fehlen etwa 20 Minuten. Das Bein wird eingegipst und ich werde in ein anderes Krankenhaus überstellt. In dem Zimmer in das ich gebracht werde liegen bereits fünf andere Männer, Kasachen. Natürlich spricht keiner Englisch oder Deutsch. Auch die Ärzte und Schwestern nicht. Ich bekomme noch Infusionen und ein Paar Spritzen. Die Schmerzen halten sich in Grenzen. Um neun Uhr schlafe ich ein. Ich war ja nachmittags schon müde und wollte sowieso bald zu Bett gehen. Die Erste Nacht im Krankenhaus verläuft ruhig, ich wache zwar immer wieder auf aber wenigstens schnarcht keiner. Das dachte ich zumindest damals noch.

2 Kommentare:

Salto Mortale hat gesagt…

Es klingt soooo furchtbar!
Ich bin froh, daß ich Dich inzwischen sehen konnte,...
Alles Gute!

Anonym hat gesagt…

Hallo Josko,
ma ich bin aus allen wolken gefallen als ich hörte was passiert ist, ich hoffe ich schaffe es noch zu dir ins krankenhaus!

Auf alle Fälle alles Gute!
Sarah